Auf Initiative von Aktiven des Bündnis für Aufklärung und Emanzipation und uns hat der Akademische Senat am 13. April einstimmig den Antrag „Erinnern und Erkennen für eine erfreuliche Zukunft“ (SV XXVIII/801/54) beschlossen.
„Es haben viele Nationen miteinander gekämpft,
aber geflossen ist nur einerlei Blut: das Blut der Bürger Europas.“
Carl von Ossietzky, 1921.
Was ist aus der Geschichte für die Gegenwart zu lernen?
Die Universität ist wie alle öffentlichen Bildungsstätten der Stadt dieser Fragestellung
verpflichtet. Davon zeugt auch, dass der Publizist, Pazifist, Naziverfolgte und
Friedensnobelpreisträger der Namensgeber der Staats- und Universitätsbibliothek ist.
Der Hamburger hat mit vielen anderen nach dem Ersten Weltkrieg für eine demokratische
und soziale Republik gekämpft, die sich in friedlicher Kooperation mit ihren Nachbarn
entwickelt. Mutig hat er sich Aufrüstung und allen Ressentiments entgegengestellt, versucht,
einen zweiten großen Krieg, einen Weltkrieg, unmöglich zu machen. Sein Bestreben war
verbunden mit der Anti-Kriegs-Revolution 1918, der auch die Universität Hamburg
entsprungen ist. Nie wieder sollte die Geißel des Krieges spalten, Menschen und
Gesellschaften in Stücke hauen.
Historisch überwogen leider mit der Machtübertragung 1933 die Kräfte der aggressiven
Regression.
Aber mit der Befreiung von Krieg und Faschismus erfolgte 1945 die Gründung der Vereinten
Nationen, deren Charta noch während des Krieges vorbereitet wurde. Sie enthält eine
Verpflichtung aller Staaten und beteiligten Gesellschaften, alles Erdenkliche für die
Schaffung, Wahrung und Entwicklung des Friedens zu unternehmen – nicht nur politisch,
sondern auch auf sozialem, kulturellem, wirtschaftlichem und somit wissenschaftlichem
Terrain.
Diese historischen Schlussfolgerungen aus der größten Menschheitskatastrophe begründen,
weshalb die Universität Hamburg sich der Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der
Vereinten Nationen besonders verbunden sieht.
Der Akademische Senat begrüßt, dass der Jahrestag der Befreiung vom Faschismus und des
Kriegsendes in Europa als Gedenktag gewürdigt wird. Er regt an, dies überall in der
Universität zum Anlass zu nehmen, sich der Tragweite dieser Zäsur zwischen geschichtlichem
Abgrund und der mit der UN-Charta verbundenen Erwartung einer Friedensordnung
auseinanderzusetzen.
Er ruft alle Mitglieder der Universität auf, sich an den einschlägigen Kundgebungen in der
Stadt zu beteiligen.
Das Uni-Präsidium wird gebeten, künftig jährlich anlässlich des Gedenktags 8. Mai (Tag der
Befreiung) an den Gebäuden der Universität eine einheitliche Beflaggung mit einer Flagge,
die die Friedenstaube nach Pablo Picasso zeigt, vorzunehmen, wie es bereits in Hamburg-
Nord und Hamburg-Mitte für die Bezirksämter beschlossen wurde.
Informationen über stadtweite Aktivitäten zum 8. Mai 2023 (sowie der Vorjahre) sind zu
finden unter: https://8mai-hamburg.de
(Antragstellende: Lene Greve, Florian Muhl, Golnar Sepehrnia, Olaf Walther)