31.10.2024, 16 Uhr | Treffpunkt: Von-Melle-Park 5, InfoCafé
Museum am Rothenbaum für Kulturen und Künste der Welt (Eintritt frei)
Der Kolonialismus war niemals eine Mission zur Überbringung der Zivilisation oder ein Instrument zur Angleichung der globalen Entwicklungsmöglichkeiten – das ist hierzulande spätestens seit der antikolonialistischen Geschichtsaufklärung der 1968er bekannt. Diese Einsicht spricht auch aus den frühen Grünen-Programmen aus den 1980er-Jahren, die nach politischer und finanzieller Unterstützung von Befreiungsbewegungen der Völker der „Dritten Welt“ rufen.
Heute ist das auf Expansion und Konkurrenz gegründeten Modells des Westens in einer akuten politischen, ökonomischen und kulturellen Krise, während eine alternative Entwicklungsrichtung im globalen Aufstieg der im BRICS-Bündnis zusammengefassten ehemaligen „Schwellenländer“ und im kubanischen Weg der internationalen Solidarität angelegt ist. Die gängigen Versuche der ehemaligen Kolonialmächte USA sowie der EU-Staaten, die Anwendung des Rechts des Stärkeren mittels Wirtschaftssanktionen gegen „autoritäre Regime“ (Kuba), Militärinterventionen (Mali) oder Regime Changes (Bolivien) durchzusetzen, führen zunehmend zur internationalen Isolierung der selbst erklärten Führungsmächte. Die Entscheidung zwischen Humanismus und Barbarei steht auf der Tagesordnung.
In dieser Auseinandersetzung sind wir alle gefragt, auf historisch gewonnenen Erkenntnissen aufzubauen: Seit Jahrhunderten kämpfen Menschen um ein Ende der kolonialen Ausbeutung und Unterdrückung und des marktgetriebenen Verschleißes von Mensch und Natur dafür, das hervorgebrachte Niveau der intellektuellen und technischen Entwicklung zum Wohle Aller zu nutzen.
Dagegen setzt gerade das grün geführte Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erneut auf zugespitzte Standortkonkurrenz, wenn es die notwendige Energiewende nutzen will, um die kapitalistische Ausbeutung durch Umstellung auf CO2-neutrale Produktion zu modernisieren. Zu Gunsten deutscher Konzerne, insbesondere der Automobilindustrie, sollen die nötigen Rohstoffe – Wasserstoff, Lithium, Kupfer, seltene Erden – unter anderem aus Chile beschafft werden. Die grünen Ursprünge in der Friedens-, Eine-Welt- und Ökologie-Bewegung sind weitaus zeitgemäßer als diese Verkrümmung unter neoliberale Konkurrenzgebote.
Dabei, ob die globale Ausbeutung durch deutsche Unternehmen fortgesetzt wird, spielt die Hafenstadt Hamburg eine entscheidende Rolle. Dem widmet sich die Ausstellung „Weißes Wüstengold: Chile-Salpeter und Hamburg“, die koloniale Ausbeutung über den Hamburger Hafen im 19. Jahrhundert durch die Ausplünderung von Salpeter aus der chilenischen Atacama-Wüste und den antikolonialen Widerstand ins Bewusstsein ruft.
Wir laden zum gemeinsamen Besuch und zur Diskussion ein – und dazu, das kritische Potential der Studierendenschaft gemeinsam wahrzunehmen, inmitten der Zeitenwende durch Aufklärung und Wissenschaftskooperation gegen Mythen und Feindbilder für die Emanzipation Aller zu wirken.
Bild: In „Mexiko heute und morgen“ (1934/35) aus dem Zyklus „Epos des mexikanischen Volkes“ im Palacio Nacional
versinnbildlichte der mexikanische Künstler Diego Rivera die widerstrebenden Entwicklungstendenzen.